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Montag, Dezember 02, 2013

Tag 2


Da saß ich nun also in meinem Büro ohne Möbel und wartete auf einen Anruf, der nie kam. Was womöglich auch daran lag, dass ich auch kein Telefon hatte.
Ja, das Leben als Privatdetektiv schlägt mitunter kafkaeske Blüten. Otto Normalverbraucher kann sich das kaum vorstellen in seinem fein säuberlich geregelten Leben. Alles, was ich vorzuweisen hatte, war eine rote XXXL-Kaffeetasse und meine Uniform. Plus eine Ersatztasse und eine Ersatzmütze. Der karge Lohn dafür, dass ich mich als Privatdetektiv für das Wohl anderer aufgerieben hatte. Und das schon seit fast 24 Stunden. Verrückte Welt.



Das musste sich ändern. Nur wie? Wir Privatdetektive sind ein rauer Haufen, nicht geeignet für das eben der Massen dort draußen. Unser Beruf, ja unser Schicksal, sind uns von Geburt an in die Gene eingebrannt wie ein fieser Totenschädel auf dem Hinterlauf eines Vollbluts. Mit Augenklappe. Also der Schädel, nicht das Pferd.
Hinter mir befand sich ein Adventskalender. Das musste die Lösung sein. Einmal mehr ließ mich mein messerscharfer Verstand nicht im Stich. Ich mochte zwar Probleme damit haben, im Supermarkt den Preis für 100 Gramm auszurechnen, aber wenn es hart auf hart ging, ließ mich mein hochspezialisiertes Gehirn nie im Stich. Ein echter Bolide unter den Denkapparaten.



Dank des rund zweiwöchigen Praktikums bei der Polizei, nach dem ich auch die schicke Uniform hatte mitnehmen dürfen (nehme ich zumindest an), war es kein Problem für mich, die für Normalsterbliche schier unbezwingbare Wand des Kalenders zu erklimmen. Türchen 2 war zum Greifen nah. Und wenige Minuten später auch geöffnet. Nichts hält mich auf. Nichts.



Wo andere nur einen Haufen Steine gesehen hätten, war mir trotz des Fehlens jeglicher Art von Hinweisen oder Bauanleitungen klar, dass hier etwas Größeres dahintersteckte. Mir kann man nichts vormachen; deswegen gehöre ich ja auch zu den Cory Korryph Koriphä Besten in meinem Job.



So war es denn auch kein Problem für mich, Stein zielsicher auf Stein zu setzen, und innerhalb weniger Stunden kristallisierte sich dann auch schon die endgültige Form meines ersten Büromöbels heraus.



Es war ein Portal zu einem Zwergenhaus, gekrönt mit einem mächtigen Giebel!
Aber ich wäre kein Privatdetektiv, wenn mir nicht sofort eine alternative Verwendung für den Eingang eingefallen wäre. So befand sich im Türbogen nämlich eine Vorrichtung, mittels derer man ein Feuer entfachen konnte, wahrscheinlich zur Abwehr von Goblins, Hausierern und Sternsängern aller Art.
Und wenn man diese Vorrichtung zweckentfremdete ...



Zack! Manchmal verblüffte ich mich selbst.
Was gibt es schließlich Schöneres als einen lauschigen Winterabend bei einer gewaltigen Tasse heißer Schokolade mit viel Rum am knisternden Feuer eines Zwergenhauseingangs?

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